Solidarität wegen reißerischer und rassistischer Presseberichte über unsere Schule

Solidarität wegen reißerischer und rassistischer Presseberichte über unsere Schule

Mit großer Bestürzung denken wir an die Presseberichterstattung über unsere Schule vom 12. Und 13.03.2025.

Auf Grundlage eines missverständlichen Elternbriefs berichtete zunächst die Bildzeitung darüber, dass wir als Schule Kinder dazu zwingen würden, an einem Ramadan-Fastenbrechen teilzunehmen. Mit großer Enttäuschung mussten wir dann feststellen, was folgte. Viele andere Medien, sogar die Tagesschau und der RBB, sprangen auf das von der Bildzeitung bewusst platzierte Thema „Ramadan-Zwang“ (Islamisierung des Vaterlandes) und die spaltende und rassistische Stimmung, die gegen uns gemacht wurde, auf und schlossen sich der undifferenzierten Berichterstattung an, indem sie das Ereignis ungeprüft weiterverbreiteten.

An einer Stelle, an der es zwei Klassenlehrkräften, die ihrer Klasse mit großem Engagement dazu verhelfen wollten, einen interreligiös und in ihren Ethikunterricht eingebundenen Film-Abend zur Ramadanzeit zu verwirklichen, den sich die Klasse im Rahmen eines Klassenrats in dieser Form gewünscht hatte, sind Fehler passiert. Der Elternbrief ist missverständlich/inkorrekt formuliert worden und wurde der Schulleitung nicht vorgelegt – ein verpflichtend religiöser Abend war aber selbstverständlich auch von ihnen nie vorgesehen. Ganz allgemein und vor allem in Anbetracht der hohen Arbeitsbelastung, der wir Lehrer*innen in unserem Schulalltag ausgesetzt sind, sind Fehler nicht mehr und nicht weniger als menschlich.

Was in der Presse aus dem Ethik-Projekt gemacht wurde? In einigen Medien war zu lesen, dass Schüler*innen zum religiösen Feiern verpflichtet wurden. In anderen war davon die Rede, dass die Schule dazu alle Schüler*innen der ganzen Schule zwingen wollte. Die Schule wurde so dargestellt, als gebe es keine anderen Feste – eine Tatsache, die mit einer einfachen Recherche im Internet über unsere Schulfotos zu widerlegen gewesen wäre. In vielen Medien wurde nicht einmal der Name der Schule recherchiert, sondern falsch abgeschrieben.

Wir sind darüber entsetzt, wie schlecht recherchiert wurde. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als eine große Bereitschaft der Medien wahrzunehmen, Spaltung in unserer Gesellschaft mindestens mitzutragen, wenn nicht teilweise sogar selbst aktiv zu betreiben.

Seit dem Wahlkampf ist das Thema Migration ein Thema, das viele Klicks und viel Aufmerksamkeit verspricht. Die Bereitschaft dazu, es für die eigene Sichtbarkeit zu bedienen, bereitet uns große Sorge. Ob fahrlässig oder bösartig: ein menschlicher Fehler wird zu einem Schauplatz der „Islamisierung des Vaterlandes“ hochstilisiert. Was eigentlich ein kleiner, schöner, gemeinschaftlicher Abend werden sollte, wird zu einem deutschlandweit bekannten Drama gemacht.

Unsere Schule erhielt nach dem Vorfall unzählige Hass-Emails, Telefonanrufe und sogar Morddrohungen. Unsere Schüler*innen sind teilweise verängstigt, erfuhren die Belagerung einiger Pressemitglieder vor unserer Schule als Bedrohung. Sie wollen nun von uns wissen, wieso sie so gehasst werden.

Welche*r Journalist*in kann von sich behaupten, das nicht kommen sehen zu können? War das Absicht?

Wir sind eine Schule, die gemeinsame Feste, Vielfalt und Zusammenhalt lebt! Wir stehen zu den demokratischen Werten unserer Gesellschaft und gestalten jeden Tag im Sinne des friedlichen und gemeinschaftlichen Zusammenlebens aller, egal, aus welchen familiären Kontexten sie kommen!

Nichts Geringeres als das fordern wir auch von den Medien! Übernehmen Sie die Verantwortung, die Sie mit ihrer Berufswahl übernommen haben! Recherchieren Sie ausreichend und unterscheiden Sie platzierte Hetze von differenzierter Berichterstattung! Sorgfältiges Recherchieren, Verantwortungsbewusstsein und Aufklärung sollten nicht nur an Schulen gelebt werden. Finden Sie zu unseren gemeinsamen Werten zurück! Wer in einem friedlichen Land leben möchte, sollte nicht mit reißerischen Schlagzeilen spalten!

Wir sind dankbar für die Unterstützung derjenigen Politiker*innen aus unserem Bezirk, die mit uns gesprochen, unsere Situation verstanden und ihre Solidarität bekundet haben. Auch unser bezirkliches Schulamt hat sich sehr für uns eingesetzt, was wir sehr zu schätzen wissen.